Wielange braucht ein Kohlekraftwerk zum Hochfahren ?

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S

Sambiano

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Hallo,

ich habe mal gehört, dass ein großes Kohlekraftwerk zum Hochfahren bis zu 1 Woche braucht. Leider finde ich dazu keine Quellen.

Kann mir da wer weiterhelfen ?

Grüße
 
Ich habe eine ganze Weile im Kraftwerk Niederaußem gearbeitet, und arbeite nun im kleineren Kraftwerk Goldenberg.
Hier ist es so dass der Prozess bis zum optimalen Brennstoffbedarf lange dauert. Erst wird bei unseren Wirbelschichtkesseln Sand in den Kessel gebracht, und dann kommt Kohle und Kohlezündstaub rein. Dann wird durch die Bettlanzenbrenner Leichtöl in den Kessel geleitet um das ganze auf Temperatur zu bringen bis etwa 600 Grad erreicht sind. Dann wird der Saugzug aktiviert, damit wir eine Art Kamineffekt haben. Das ganze dauert jedoch bis die Leichtölfeuerung abgeschaltet werden kann, das Sandbett auf Temperatur ist, und der Prozess erstmal richtig in Gang ist.
Gibt da extra Ablaufpläne wie ein Kessel anzufahren ist. Wir brauchen hier daher ca. 5 Tage mit den Wirbelschichtkesseln.
 
Das hängt von vielen Faktoren ab. Z.B.
- Größe der Anlage? 30MW? 900MW?
- Kaltstart?
- Start aus dem Bereitschaftsbetrieb?
- Warmstart?
Weiterhin gibt es Kessel, die für den - Grundlastbetrieb ausgelegt sind (wenige Starts)
- Mittellastbetrieb (gelegentliche Starts)
- Spitzenlastbetrieb (häufige Starts)
Dann gibt es Anlagen (keine Kohlekraftwerke), die innerhalb von ca. 30min von 0 auf 100% starten können.
 
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Es gibt sogar Anlagen die sind von Null auf 100 % in 5 Min. ZB Wasserkraftwerke. BHKW aus den Standbybetrieb brauchen in etwa 10 min um mit voller Last am Netz zu sein.
 
danke für die antworten. wie ich oben schrieben geht es nicht um wasserkraftwerke oder sonst was, sondern um KOHLEkraftwerke.

größe ? nehmen wir mal eins von der größe dass es teile der stadt frankfurt versorgen könnte.

oder nehmen wir das staudinger kraftwerk in groß krotzenburg als beispiel.... mit sagen wir mal 600 MW brutto


einmal ein kompletter kaltstart und einmal von 30% auf 100%
 
Dir ist schon klar das derartige Kessel eine Leistung von mehreren 100 Megawatt und die Abmessungen eines Eigenheimes haben . Da drin stecken einige Tonnen Schammottsteine und auch einige Tonnen Rohre. Bis Diese von Raumtemperatur auf über 400 Grad aufgeheizt sind dauert es schon einige Zeit und das sind Tage. Da sind 5 Tage durchaus realistisch und es kann sogar noch länger dauern zb bei einem neuem Kessel. Noch etwas derartige Kessel erzeugen Dampf mit 400 Grad Celsius und mehr bei einem Druck von über 200 Bar.
 
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Jau, iss mir klar. Habe auch nie was Anderes behauptet. Wir haben ja offenbar auch jemand kompetentes hier im Forum, der solche Anlagen gut kennt.
 
@ttwonder du warst da nicht gemeint sondern der TE der kennt wahrscheinlich solche Anlagen nicht oder hat keine Vorstellungen über dessen Ausmaße . Und in den meisten Fällen steht da im Kesselhaus auch nicht nur ein Kessel rum .
Beispiel das Kraftwerk Boxberg hat eine Leistung von ‎2575 MW Fakten zu dem Kraftwerk kannst du Hier nachlesen. Braunkohlekraftwerk Boxberg | LEAG
 
Hier ein paar Daten von Europas größtem Steinkohlblock:
  • Bruttoleistung 920 MW
  • Nettoleistung 875 MW
  • Nettowirkungsgrad 41 %
  • Brennstoffmassenstrom 7200 t/h
  • Erzeugter Dampfmassenstrom 300 t/h
  • Frischdampf 215 bar / 545 °C
  • Zwischenüberhitzung 45 bar / 545 °C
Und da steht im Kesselhaus nur ein Kessel rum, bzw. ist aufgehängt. Und es gibt nur eine Turbine.
Die Kesseldaten sind "etwas" größer als ein EFH: B: 46 m x L: 19 m x H: 85 m. ;)

PS: Das KW steht bei mir vor der Haustür.
 
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Im Kraftwerk hier haben wir einen 40MW Kessel.
In Niederaussem einen 944MW Block und mehrere kleine, aber der Ablauf beim Starten ist nahezu der gleiche.
Vielleicht ein bisschen detaillierter.
Die Turbinen können erst ab einer Temperatur von 600 Grad im Kessel bei uns angefahren werden. Hier gibt es Ölpumpen für die Turbinen welche ebenfalls über Turbosätze angetrieben werden. Dann muss der Öldruck von 6 Bar für 1 Stunde gehalten werden bis die Turbinen angelassen werden dürfen.
Dazu wird der Frischdampfdruck von 450 Bar auf 220 Bar reduziert. Bei ca. 3000 U/Min erfolgt die Synchronisation mit dem Netz über die Phasenschiebertransformatoren.
Übrigens ist unser Kraftwerk nicht schwarzstartfähig obwohl das Kraftwerk inzwischen meist nur noch die eigene Brikettproduktion speist. Sind immernoch auf die 50Hz angewiesen. Paar Bilder im Anhang.

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Mehr hier wegen Limit

Bild 4 ist eine der Dampfturbinen welche die Ölpumpen antreiben. Bild 2 ist eine Gleichstromerregermaschine von einem der 8 Generatoren.
Das Bild mit der kleinen Öffnung ist vom inneren des Kessels.
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Echt? Mehr holt man aus der Kohle nicht raus? Nicht gerade viel.....
Kommt drauf an ob man reine Stromerzeugung fährt oder noch Prozesswärme für z.B. Fernheizung auskoppeln kann. Dann ist der Wirkungsgrad deutlich besser. Bei reiner Stromerzeugung kann man die gut 40°C Abdampf nur noch vernichten (Kühlturm). Vorteil Stromerzeugung ist unabhängig vom Wärmeverbrauch.
 
Ein normales Kohlekraftwerk ist abhängig vom Auskühlungszustand (Warm-/Kaltanfahrt) in 2-3h "am Draht"
 
Selbst ein AKW ist nicht Schwarzstartfähig! Das sind nur wenige Kraftwerke zb Wasserkraftwerke oder BHKW (Gaskraftwerke ) Diese laufen im Inselbetrieb selbst an und synchronisieren sich dann bei Aufschaltung auf das Netz um andere Kraftwerke dann starten zu können.
Nachlesen kannst du da zum Beispiel: Was sind Schwarzstart und Schwarzstartfähigkeit?
 
Hallo,

verträgt so ein Kraftwerk es überhaupt, wenn es des öfteren komplett hochgefahren wird? Die Fragstellung von @Sambiano bezieht sich sicherlich auf den Fall als Reservekraftwerk, wenn nicht genug Ökostrom zur Verfügung steht. 5 Tage bis zur Netzeinspeisung kann man da ja vergessen.

Mit freundlichen Grüßen
Hans-Otto
 
Kohlekraftwerke sind Grundlastkraftwerke und die werden nicht ohne Grund so gut wie nie komplett runter gefahren. Schon allein weil die Kessel einmal ausgekühlt Tage brauchen um Dampf zur Verfügung zu stellen.Auch notwendige Kesselwartungen bzw Instandsetzungen werden Jahre im Voraus geplant. Das die Generatoren auch in der Leistung runter gefahren werden können hat aber wenig mit den Kesseln zu tun. Die blasen zur Not auch über Dach ab!
 
Thema: Wielange braucht ein Kohlekraftwerk zum Hochfahren ?
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