T.Paul schrieb:
Zum FI: Weil er nicht nur im Wohnungsbau, sondern auch manchmal im Gewerbe zu finden ist, wo Anlagen stehen, die gerne mal > 40A darüber ziehen. Und ... weil oft der falsche Typ verbaut wird.
Naja, 40A-FI werden viele benötigt, daher die höhere Produktion und der geringere Preis, daher werden die dann favorisiert und es werden noch mehr produziert...
Gerade im Gewerbe, zumindest bei größeren Anlagen verstehe ich das Kostenargument nicht so, da die Dimensionen doch hier ohnehin höher sind. Wenn falsche Typen verwendet werden, ist meines Erachtens aber nicht der Standard Schuld, sondern, sofern es nicht die reine Inkompetenz des Planers war, die Tatsache, dass sich zuviele Fachleute unsinnigen Kundenwünschen beugen.
Zur Schmelzsicherung: Aus dem selben Grund, warum ich etwas gegen B16A-LSS habe - es wird von vielen einfach Blind verbaut ohne jemals darüber nachgedacht zu haben, ob das überhaupt richtig ist. Oder ob eine andere Charakteristik oder Nennstromstärke geeigneter wäre.
Naja, im Vergleich zum LS gibt es deutlich Spielraum für Alternativkonfigurationen. Meistens kommt eben gL in Betracht und an möglichen (sinnvollen) Stromstärken gibt es nun nicht soo viele. Ohne elektrische Heizung und Warmwasserbereitung reichen für eine Wohneinheit normalerweise 25A aus. 32A ist ein relativ überflüssiger Wert bei der Vorsicherung von LS IMHO. 35A ist empfehlenswert bzgl. Selektivität zu den LS und Mindestmaß bei Nachtspeicherheizung. DLE geht, aber unter suboptimalen Bedingungen. Bei 40A sehe ich eigentlich allenfalls Selektivitätsbezogene Vorteile, wenn LS mit höheren Werten verwendet werden (z.B. für Boiler). Aber wann gibt es da mal einen Kurzschluss (und selbst dann hauts in der Regel nur den LS raus). Wenn DLE verwendet werden, sollte man eigentlich besser gleich auf 50A oder 63A gehen, je nach Leistung des DLE sogar auf 80A, obwohl das selten ist. Wobei man bei 63A und je nach DLE-Absicherung auch wieder nicht die volle Selektivitätskonformität hat. Aber damit muss mans zum Glück im Wohnungsbau nicht so eng sehen...
Wobei es hier auch darauf ankommt, ob es nur eine Vorzählersicherung gibt oder Vorzähler/Nachzählersicherung. Letzteres beschränkt den Anschlusswert oft auf 50A, weil die Nachzählersicherung eine Nummer kleiner ausfällt.
Mehr Flexibilität und ein ganzes Bouquet von Vorteilen würde die Absicherung mit Leistungsschaltern bieten, was aber in der Regel aus Kostengründen gar nicht erst nicht in Erwägung gezogen wird.
Mich persönlich ärgert übrigens auch die Standardmäßige (und meist vorgeschriebene) Verwendung von SLS im Hausbereich. Bei Wohnungen, in denen es meist kein weiteres Sicherungsorgan zwischen SLS und LS befindet, ist das zwar nicht relevant, aber in größeren Häusern mit Strangabsicherungen für einzelne Hauptstromkreise mit gL-Sicherungen ist mit der Selektivität im Kurzschlussfall (L gegen N, von L gegen L will ich garnicht erst reden) Essig. Besser wäre die Verwendung von Leistungsschaltern als Hauptsicherungsorgane und SLS anstelle von Schmelzsicherungen zur Zwischen-Sicherung einzusetzen!
Ich bin übrigens überzeugt davon, dass Leistungsschalter auch nicht mehr 300 Euro aufwärts kosten würden, wenn sie sich zum Standard entwickeln würden...
Bezüglich des B16 rennst du bei mir offene Türen ein. Ich habe mich auch oft darüber geärgert! Es gibt so eine schöne große Palette verschiedener Stromstärken und Charakteritika. Und was findet man, wenn man UVen öffnen? B16, B16, B16, mit viel Glück mal B10 oder wenn es Boiler, DLE oder einphasige HErdanschlüsse gibt, B20, B25 oder B32. Dabei kommen auch zur Wohnungsabsicherung so viel mehr in Frage. Es ist nur leider oft Überzeugungsarbeit nötig oder man riskiert als Elektriker, den Kunden zu verlieren, weil ein anderer Betrieb ein billigeres Angebot unterbreitet, weil der nur B16 einsetzt, die meist nur ein Bruchteil von dem kosten, was man für C10, B/C13, B/C/D6 oder sogar B10 hinblättern darf. Traurig! Ich habs da etwas besser, weil die Leute, die zu mir kommen, aufgeschlossener sind als der Durchschnittskunde und eine gute Anlage wollen. Allerdings verdiene ich daran nichts. Na, zumindest hab ich die Befriedigung
... ja ... genau ... Soll ich mit Dir mal ins Labor gehen, damit du das mal selber ausprobieren kannst? Mit passendem Equipment kann man eine ganze Reihe er- und einleuchtende Dinge demonstrieren um aufzuzeigen, wie strohdoof manche agieren. Der löst nicht erst nach einer Stunde aus! Der muss auch noch am Ende seines Lebens nach spätestens einer Stunde auslösen und da der LSS altert und träger wird, wird er neu nahe der unteren Kennlinie produziert! Und wenn der keine 80 Jahre alt ist, ist der auch im gealterten Zustand regulär näher an der unteren als an der oberen Kennlinie.
Laborexperimente hab ich noch nicht gemacht. Gut. Und du magst recht haben, dass der LS in der Praxis früher auslöst, als in der Norm gefordert. Dennoch kann auch mit dem LS der Nennstrom des FI überschritten werden, zumindest um 5,2A. Dauerhaft. Aus Erfahrung weiß ich außerdem, dass LS zwar tendentiell nahe der unteren Grenze innerhalb weniger als einer Stunde auslösen, aber eben nur nahe. Bei z.B. 1,2*In kann es durchaus eine halbe Stunde dauern, bis der LS auslöst (okay, Erfahrungen mit 40A-LS hab ich jetzt nicht so ganz viele, aber zumindest bei den niedrigeren Werten verhält es sich so und folgt man den Kennlinienangaben sollte man das eigentlich auch auf die Modelle mit höherem Nennstrom übernehmen können)
Und Hamburg ist da kein Einzelfall ... Lad Dir z.B. mal die Zählerplatzliste Nord bei hager herunter ->
http://www.hager.de/downloads-software/ ... 523496.htm
Und dann schau Dir Seite 3-7 an, wo 63A der Standard SLS ist (ohne Besonderheiten) ... Bei fast allen! Zumindest in meinem Einsatzbereich ist eine 35A-Vorsicherung eher die Ausnahme, als die Regel.
Würde mich mal interessieren, wie die das -
a)im Hausbereich (EFH) machen. Haben die alle gL80A im HAK? Oder etwa auch 63A?
b)in Wohnkomplexen mit vielen Einheiten realisieren. Nehme mal an, die setzten einfach einen hohen GF an und die Steigleitungen und Vorsicherungen sind auch nicht stärker, als anderswo, denn die 63A sind ja in den meisten Fällen völlig überdimensioniert. Dann müsste dich diese, die Nutzungsanforderungen ignorierende Pauschallösung aber auch ärgern ;P
MfG; Fenta