Das Vorhaben ist inzwischen abgeschlossen, und da hier schon einige Beiträge lang diskutiert wurde, möchte ich euch am Ergebnis gerne teilhaben lassen.
Vielen Dank übrigens für euren Input!
Vorweg aber möchte ich noch das Thema Material anschneiden, weil sich in den Beiträgen über diesem eine neue Diskussion darüber entwickelt hat ...
Der Zählerschrank wäre alleine deswegen zu tauschen, weil das Kunststoffgehäuse aus den 1970ern sicher schon porös wäre, heißt es dort.
Was das betrifft, kann ich euch beruhigen:
Der Zählerschrank + darüber liegender Verteilerschrank (großteils aus einem Guss, Rest vernietet und verschraubt) ist durchgängig aus Metall. Fachbegriff: Geerdete Stahlblechkonstruktion.
Warum geerdetes Stahlblech vom Innenleben bis zur Tür draußen?
Weil es in den 1970ern so gesetzlich vorgeschrieben war. Das ist es übrigens auch heute noch.
Insofern frage ich mich schon, wie sehr man manche eurer Beiträge - und dazu nochmal ein großes Danke von mir für die rege Diskussion - für bare Münze halten kann: Ihr schlagt ernsthaft vor, einen Zählerschrank aus Kunststoff einzubauen (verboten!), und gleichzeitig soll die gesetzlich vorgeschriebene Stahlblechkonstruktion mitsamt ebenso vorgeschriebener Gehäuse-Erdung weggeben werden --> das passt doch gleich 2x nicht!
Zum Ergebnis - die Frontplatte:
Ich hatte bis zum Ende tatsächlich ein paar sehr interessante Möglichkeiten zur Auswahl:
- Eine Firma produziert nach wie vor diese Platten in den Sondergrößen der früheren Zeit. So haben sie angeboten, eine etwas längere Platte zu verwenden und diese links und rechts geringfügig zu kürzen. Dazu gab es eine exakte Zeichnung der Abmessungen aus dem Produktionsprozess. Bestellbar über Elektrotechnik-Unternehmen mit Konzession. Vielen Dank hierfür an die hier nicht näher genannte Firma!
- Auch können die Hersteller der aktuell (2022) gängigen Stahlblech-Zähler- und Verteilerschränke jederzeit Sonderanfertigungen vornehmen. Das kostet aber natürlich und bringt anfangs einen doch enormen Zusatzaufwand - man muss sich mit den Planern/Konstrukteuren sprichwörtlich um jeden Millimeter unterhalten
- Das ausführende Elektrotechnik-Unternemen hat vorgeschlagen: Eine Frontplatte aus PVC. Schneiden sie selber, beansprucht insgesamt 15 Minuten Arbeitszeit und ist die kostengünstigste Variante noch dazu
Entscheidung:
PVC-Frontplatte, konstruiert vom ausführenden Elektrotechnik-Fachbetrieb
Das Ergebnis - für das Auge:
Vorher:
https://picture-host.s3.fr-par.scw.cloud/4.jpg
Nachher:
https://picture-host.s3.fr-par.scw.cloud/5.jpg
Vorzählerbereich - Netzbetreiber
Der ausführende Elektriker hat gleich zu Beginn den Netzbetreiber gerufen, um mit ihm die Änderungen abzustimmen. Dieser ist gekommen und hat den Zählerkasten/Vorzählerbereich, der komplett verschlossen ist, mit dem Firmenschlüssel aufgesperrt.
Deshalb kann ich euch ein genaues Bild vom Innenleben dort geben:
- 1 Drehstromzähler (analog) mit Rücklaufsperre für den Netzbezug
- 1 Drehstromzähler (analog) mit Rücklaufsperre für die PV-Überschuss-Einspeisung
- Die beiden Zähler sind übrigens in Serie und jeweils in anderer Richtung angeschlossen. So wird das Prinzip der Überschusseinspeisung realisiert. Reicht die PV-Produktion in Summe für den Verbrauch, steht der Zähler für den Bezug aus dem Netz still
- 1 Drehstromzähler (analog), nachgelagert als Sub-Zähler, den den Verbrauch für einen gesonderten Gebäudeteil aufzeichnet
- 3x Diazed-Sicherungen (1x je Außenleiter) als Hauptsicherung des gesamten Netzanschlusses = Hausanschluss
Vom Netzbetreiber kam der Vorschlag, evtl. die Diazed-Sicherungen = Hausanschluss durch Hochleistungsschalter (HLS-Schalter) zu ersetzen. Dazu würde man ein Loch in die abgesperrte Stahlblechtür des Zählerkastens schneiden, der HLS-Schalter wäre durch uns selbst zu bedienen.
Um die Diazed-Sicherungen am Hausanschluss zu wechseln, muss derzeit der Netzbetreiber selber anreisen (ist versperrt und in seinem Bereich).
Und dazu kann man sich gleich merken:
In Österreich ist alles teuer - 1x aufsperren um geschmolzene Diazed-Sicherungen zu wechseln kann je nach Tag bis zu 500,- Euro kosten. Die Rechnung kommt prompt, und wer nicht bezahlt, dem droht eine Abschaltung des Anschlusses durch den Netzbetreiber
Entscheidung:
Keine HLS-Schalter, wir bleiben bei den Diazed's.
Die Entscheidung war nicht schwer:
Der Elektriker hatte keinen HLS-Schalter dabei, und die Firma überhaupt keine auf Lager. Das wäre heute sowieso nicht gegangen.
Verbesserungsmöglichkeiten
Weil ich so gewissenhaft bin, haben wir den Aufbau der gesamten Anlage besprochen und ein paar Möglichkeiten für weitere, zukünftige Optimierungen identifiziert. Hier nach Priorität in absteigender Reihenfolge (=erster Punkt ist der wichtigste):
- RCD: Ist vom Typ AC, Bemessungsstrom 100mA
--> Tausch gegen ein zeitgemäßes Modell, das jedenfalls einen Bemessungsstrom von 30mA hat
.
- LSS der Drehstromkreise, benutzt für 5-polige CEE-Steckdosen; diese sichern jeweils nur die 3 Außenleiter ab
--> Tausch gegen zeitgemäße Modelle, die 3L+N absichern
In Österreich zählt der Neutralleiter zu den Außenleitern. Er ist deshalb gefährlich und ist durch den LSS beim Freischalten zwingend mit zu trennen. Während man in den 1970ern, also bei Erbau der Anlage, noch lasch war und es keine gesetzliche Pflicht für 3L+N-Absicherungen für Drehstromkreise gab, setzt man inwischen auf Sicherheit. Heißt: Pflicht zu 3L+N, ohne Wenn und Aber! (bei den 1-poligen Stromkreisen gab's übrigens vor 50 Jahren schon die Pflicht, je Stromkreis zwingend auch den Neutralleiter zu schalten, deshalb ist das selbstverständlich lückenlos umgesetzt)
.
- Die meisten der LSS sind rund 50 Jahre alt - oder anders gesagt: ein halbes Jahrhundert
--> Tausch gegen neue. Zeitgemäße Modelle haben inzwischen andere Abschaltzeiten, ebenso sind die Charakteristiken heute anders normiert und bezeichnet, und natürlich kann es im Laufe der Jahrzehnte auch zu Ermüdungen gekommen sein. Solange sie grundsätzlich bei der Überlast anhand Nennstrom abschalten - und das tun sie alle! - ist das aber ein Verbesserungsvorschlag mit der geringsten aller Sinnhaftigkeiten
So viel zum Ergebnis. Hat mich gefreut, das Vorhaben gemeinsam mit Begleitung durch das Forum umzusetzen!