@PeterVDK was wären denn die korrekten Begrifflichkeiten? Ich bin leider kein Fachmann. Also gerne korrigieren
hmm...wo fängt man an, wo hört man auf. Würde wohl den Beitrag sprengen, hat schon einen Grund warum man für sowas ne Ausbildung absolvieren muss. Deswegen nur ein paar Basics, die im Thread thematisiert werden.
Zum einen gibt es, bezogen auf das Thema, erstmal drei Fehlerarten.
1.Kurzschluss
Das ist die leitende Verbindung zwischen einem Aussenleiter L und dem Neutralleiter N. Um die Leitung zu schützen gibt es den Leistungsschutzschalter LS/LSS, der braucht zum Auslösen einem ausreichend hohen Strom. Zusammen gefasst sind bei einem B16A LSS rund 80A (5x Nennstrom) nötig um innerhalb von 100ms auszulösen. Damit das funktioniert muss der Aussenleiter und der Neutralleiter einen entsprechend geringen Widerstand haben, den nennt man Netzimpedanz. Der ist stark davon abhängt welche Querschnitte verwendet werden, wie die Qualität der Verbindungen/Anschlüsse sind etc. Kurz gesagt, wenn der L und N nicht in der gesamten Installation sauber und ordentlich verarbeitet wurde, kann das Auslösen des LSS so stark verzögert werden das ggf vorher die Leitung das Brennen anfängt. Übrigens würde der 3polige C20A LSS in der Verteilung für eine saubere Auslösung schon 200A brauchen (10x Nennstrom), da kann es schon einen Unterschied machen ob man da eine 1,5qmm, 2,5qmm oder ein 4qmm Leitung verwendet, aber das nur am Rande.
Achja, einen FI/RCD interessiert ein Kurzschluss überhaupt nicht!
2. Erdschluss
Das ist die leitende Verbindung zwischen dem Aussenleiter und dem Schutzleiter PE. Für den Leitungsschutz ist das gleichen anzuwenden wie im Kurzschluss auch, nur das der Strom einen anderen Weg nimmt. Den Widerstand ist in dem Fall die Schleifenimpedanz.
Das ist aber nur die eine Aufgabe des Schutzleiters, die zweite ist der Schutz vor indirektem Berühren spannungsführender Teile. Die erste Aufgabe schützt die Leitung, wie beim Kurzschluss auch, die zweiter Aufgabe schützt Mensch und Tier vor gefährlichen Berührungsspannungen. Deswegen müssen alle elektrisch leitenden Teile an einem elektrischen Betriebsmittel mit dem Schutzleiter verbunden werden, damit wenn der Aussenleiter eine dieser Teile berührt unmittelbar durch Abschaltung keine Gefährdung von Mensch und Tier entstehen kann.
Man erkennt wie wichtig der Schutzleiter ist, wenn zb. der N in der Verteilung in einem Wechselstromkreis abgebrochen wäre, würde der Verbraucher nicht funktionieren. Bricht der Schutzleiter ab, ist die Schutzfunktion weg. Deswegen gilt für den Schutzleiter noch mehr die Prämisse das dieser IMMER richtig und ordnungsgemäß installiert werden MUSS.
Der FI/RCD würde im Erdschluss auch auslösen, aufgrund seiner Funktionsweise sogar wesendlich schneller.
3. Fehlerstrom, auch fälschlicherweise früher als Körperschluss betitelt
Vereinfacht ausgedrückt fliesst der Fehlerstrom nicht über den N oder den PE, sondern zb. über eine Metallleitung, einem Menschen oder ein Tier gegen Erde ab. Genau für diesen Fall ist der FI/RCD da. Der macht nämlich nix anderes als zu prüfen wieviel Strom in den Stromkreis hinein und wieder heraus fliesst. Überschreitet die Differenz den Bemessungdifferenzstrom des FI/RCD, dann löst dieser aus. Hier in deinem Fall haben die FI's alle 30mA Bemessungsdifferenzstrom. Wenn du diese nun nacheinander, also quasi in Reihe, installierst sollte klar sein das entweder der eine oder der andere oder beide auslösen können. Einen FI mit 10mA wird keine Selektivität erzeugen, da 30mA-FI's in der Regel schon ab 18mA abschalten, und Fehlerströme beim indirekten Berühren meist um die 20mA liegen.
Kommen wir zum Thema PEN...es wird böse enden, diskussionstechnisch
Zum ersten, ein PEN ist per se NICHT lebensgefährlich, weder im Zuleitungsbereich noch im Endstromkreis!
Der PEN ist, wie die Abkürzung besagt, ein kombinierter Schutzleiter PE und Neutralleiter N. In erster Linie ist er jedoch Schutzleiter und nachrangig Neutralleiter. Heisst Schutz geht vor Funktion...daran gibt es nix zu rütteln, und es ist genau so zu installieren. In deinem Fall wäre der PEN zuerst auf die PE-Schiene zu führen, und dann von dort erst auf die, bei dir nicht vorhandene N-Schiene. Wäre in deiner Verteilung eh nicht möglich, da nichtmal Platz für eine weitere N-Schiene wäre.
Entstanden ist der PEN aus der Notwendigkeit zweiadrige Stromkreise mit 2poligen Betriebsmitteln zu Stromkreisen mit 3poligen Betriebsmitteln mit dem vorhandenen Leitungsnetzen umzunutzen. Diese zweiadrige Installation war Standard in den Nachkriegsjahre bis weit in die 60er. Mitte der 70er Jahre war dann die Zeit des PEN endgültig per Normung beendet. Jedoch dürfen weiterhin elektrische Anlagen, die bei ihrer Errichtung den Normen entsprachen, in dem Fall mit PEN, weiter betrieben werden. Waren früher noch zweiadrige Leitungen in Endstromkreisen vorhanden, schwarze Ader L und graue Ader PEN, begann in der Übergangszeit dann dreiadrige Leitungen wo zusätzlich eine roter Ader als PE genutzt wurde und die graue Ader dann nur noch N war. Allerdings war das nirgend norminell vorgeschrieben, so das in der Zeit jede Ader so ziemlich jede Funktion annehmen konnte. Bei vieradrigen Leitungen war die rote Ader dann meist ein Aussenleiter und die graue wieder ein PEN. Kurz gesagt, eine Aderfarbe sagt in älteren Anlagen erstmal nix über die Funktion aus.
Es wurde und wird in bestimmten Bereichen, in Verteilungsnetzen, Hauptzuleitungen, Zuleitungen zu Unterverteilern auch weiterhin noch aus Kosten- und Technikgründen der PEN beibehalten.
@Carsten1972 hat dies ja schon geschrieben, da geht es um Querschnitt größer/gleich 10qmm.
Übrigens gibt es imho keine Definition von "deutlich weniger" in diesem Zusammenhang
So, nun zu den Nachteilen des PEN, den sogenannten spontan abbrechenden PEN's sobald man diese anschaut
Ok, letzten Satz bitte irgnorieren, ist ein Insider ^^
Natürlich gibt es auch Nachteile mit dem PEN. Zum einen man kann damit keinen Endstromkreis mit FI/RCD betreiben, weil dieser ein Fehlerstrom zwischen Aussenleiter und PE nicht als solchen erkennt. Das was reinfliesst kommt auch so wieder zurück, ist ja die gleiche Ader, da die Leitung nur 2adrig ist. Es gibt zwar theoretisch die Möglichkeit zum Einsatz eines Schukomat (Steckdose mit eingebauten FI) der auch für nachfolgend angeschlossene Steckdosen den Schutz des FI's erbringt. Dies scheitert allerdings an der Normung mit der 10qmm-Geschichte.
In einem anderen Thread habe ich geschrieben das ich zb. für das Nachrüsten einer Steckdose diese Möglichkeit in Betracht ziehen würde, aber das will ich hier nicht einbringen, die Erwähnung ist mir nur wichtig.
Weiterhin kann in einem Fall der PEN bzw die klassische Nullung, wie sie umgangssprachlich genannt wird, sehr gefährlich sein. Das ist dann der Fall wenn zb an einer Steckdose der ankommende PEN abbrechen würde und ein SK I -Gerät in dieser Steckdose eingeschaltet wird und leitfähige Teile berührt werden. Der reinfliessende Strom über den L würde über den N wieder zur Steckdose fliessen, da die Rückleitung (der abgebrochene PEN) fehlt, über die Brücke zwischen N und PE an der Steckdose, über PE wieder zurück zum Gerät und dort über das leitende Teil über den Menschen abfliessen. Die Folge wäre vermutlich ein tödlicher Stromschlag, sofern der Strom entsprechende Werte annimmt. Ich hoffe ich hab das einigermaßen verständlich ausgedrückt ^^
So, jede Menge Text und Respekt an die die es bis hierher geschafft haben
So, um jetzt zum Beispiel mit der Steckdose wo den FI nicht ausgelöst hat zu kommen, also quasi das eigendliche Starthema, wird du mit dem Wissen nun feststellen, das dort wohl kein Schutzleiter vorhanden ist, sondern mutmaßlich der N einfach auf den PE gebrückt wurde. Das heisst bei einem Fehlerstrom löst der FI nicht aus, wie du ja selbst festgestellt hast. Auch ein Erdschluss interessiert den FI nicht, da es ja eigendlich keinen Erdschluss geben kann, so ohne Schutzleiter.
Ja es ist wichtig das die Unterverteilung richtig gemacht wird, aber es ist viel wichtiger das die Installation in der Wohnung selbst kontrolliert und vorallem fachgerecht instand gesetzt werden muss. Der fehlende Schutz an der Steckdose, die 3x20A Absicherung des Herdanschlusses im Wechselstrom...ich weiss nicht ob du mal eine Wohnung gesehen und vorallem gerochen hast die durch einen Kabelbrand unbewohnbar gemacht wurde, ich hatte das Vergnügen leider schon das eine oder andere mal. Echt keine Lebenserfahrung die man wirklich braucht.
So, nun aber Schluss...wenn noch Fragen sind, immer raus damit