Abschaltbedingungen und Selektivität

Diskutiere Abschaltbedingungen und Selektivität im Forum Grundlagen & Schaltungen der Elektroinstallation im Bereich ELEKTRO-INSTALLATION & HAUSELEKTRIK - Hallo Leute :) Seit einiger zeit beschäftigt mich die Frage, was bei einer Kabelberechnung außer Spanungsfall und Verlegeart,Häufung und...
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stromgitarrist

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Hallo Leute :)

Seit einiger zeit beschäftigt mich die Frage, was bei einer Kabelberechnung außer Spanungsfall und Verlegeart,Häufung und Temperatur noch alles in meine Formel einfließen muß...

Könnte das zb die Abschaltbedingung sein? Wie rechne ich das aus?Kann mir da jemand eine Formel posten?

Und wie kann ich bei einer Sicherung die Selektivität zu einer anderen außer mit den Kennlinien bestimmen? Gibts da eine Formel?

Wäre echt cool wenn mir das jemand erklären könnte und auch Links würden mir helfen.

Danke im vorraus 8)

Wünsche euch frohe Festtage und hoffe ihr hattet nen braves Christkind...

Der Stromgitarrist
 
Eigentlich sind es zwei separat einzuhaltende Bedingungen, die durch die Leitung beeinflußt werden: Thermische Belastung der Leitung (die von Häufung, Spannungsfall und Verlegeart abhängt) und Einhaltung der Abschaltbedingungen der Sicherheitseinrichtungen (die vom Spannungsfall, Netzform, Netzinnen- und Schleifenwiderstand sowie den Grenzwerten der LSS und RCD abhängen).

Erstere kann man nach den einschlägigen Formeln tabellarisch errechnen, die Abschaltbedingungen brauchen aber oft zusätzliche Messungen, da Erdungs- (im TT) und Netzinnenwiderstand häufig unbekannte Größen sind.

Gruß Sevo
 
Hallöle!

Thx für deine antwort. Ich suche genau diese Formeln und praxisbezogene beispiele.(vornehmlich tn-Netz)

Irgendwo habe ich diese Formel aufgetrieben:

Zsmax<=2/3*U/I

und

(2*0,0178*l)/A

Hat das was mit Abschaltbedingungen zu tun und ist diese Formel(für CU) richtig?

Danke

Der Stromgitarrist
 
stromgitarrist schrieb:
....
Irgendwo habe ich diese Formel aufgetrieben:

Zsmax<=2/3*U/I
FALSCH, da käme eine unzulässig hohe Schleifenimpedanz raus, die Formel heißt richtig:

Zsmax = Unenn / Iabschalt


und

(2*0,0178*l)/A

Auch nicht ganz richtig, sieht aus wie Relikte der Formel zum Berechnen des Leitungswiderstands RLtg.

RLtg = 2 * LtgLänge * spez.Widerstand / Querschnitt mm²

Der spezifische Widerstand für Kupfer ist richtig, der ist 0,0178 Ohm * mm².

Hat das was mit Abschaltbedingungen zu tun ...

Oh ja !

....und ist diese Formel(für CU) richtig?

siehe oben

So, mal als praktisches Beispiel:

Ein B16-Automat (Standard-Anwendung) hat löst bei max. dem 5-fachen Nennstrom unverzögert aus, also bei 5 x 16A = 80A.

So, jetzt greift die Schleifenimpedanz:
Um diesen Strom von 80A zu erreichen, darf Zsmax höchstens 230V / 80A = 2,875 Ohm sein.
Die Beziehung ist eindeutig: Je kleiner Deine Schleifenimpedanz ist, desto höher wird der Kurzschluss-Strom, der fließen kann und umso kürzer ist die Abschaltzeit der Sicherung.
Umgekehrt: Ist Deine Schleifenimpedanz zu hoch, wird der Abschaltstrom für die unverzögerte Abschaltung Deiner Sicherung nicht mehr erreicht! Leitungsüberlastung und Brand möglich!

So, nun das Ganze auf eine Leitung übertragen:
NYM 3x1,5mm², 15m lang, abgesichert mit einem B16-Automaten, Verlegeart C (unter Putz), keine Häufung, Zsmax wie oben 2,875 Ohm (B16-Automat, 80A =5xInenn Abschaltstrom):
Wir benutzen jetzt diese Formel
RLtg = 2 * LtgLänge * spez.Widerstand / Querschnitt mm²

RLtg = 2 * 0,0178 Ohm mm²/m * 15m /1,5mm²
= 0,356 Ohm

Somit ist die Abschaltbedingung RLtg <= Zsmax erfüllt.

Soviel in aller Kürze (kürzer geht's leider nicht).

Es gibt in dem Zusammenhang noch wesentlich mehr zu rechnen, als Beispiel: Spannungsfall bei Leitungslänge X, Faktoren bei Häufung, Verlegung vieladriger Leitung sowie veränderter Umgebungstemperatur usw...aber so wie Du geschrieben hast, kennst Du das schon.

Zur Seleketivität von Sicherungen, hier für Schmelzsicherungen, Formel:
In_vorgeschaltete_Sicherung / In_nachgeschaltete_Sicherung = 1,6 (Faktor für Selektivität bei Schmelzsicherungen)
In_nachg.SI = 16 A
In_vorg.SI = 16A * 1,6, Ergebnis 25,6A
Also muß die vorgeschaltete Sicherung 25A haben.

Die Selektivität zwischen zwei LS-Schaltern ist leider nicht wie oben durch einfache Bedingungen zu erfüllen. Der Grund liegt in der elektromagnetischen Schnellauslösung, die nahezu unverzögert beide LS-Schalter gleichzeitig auslöst. Deshalb geben die Hersteller von LS in ihren Tabellen an, bis zu welchem Kurzschluss-Strom zwei aufeinanderfolgende LS selektiv arbeiten. In der Praxis hat man das ja weniger, weil die LS da mit einer vorgeschalteten Schmelzsicherung eingesetzt werden. Dort verwendet man dann auch LS-Schalter mit der höchsten Selektivitätsklasse 3.


Ich hoffe, ich konnte es Dir ein wenig verständlich erklären :)

Gruß

Micha
 
Hallo,

Danke dir für die ausführliche Antwort.

Schöne Grüße und Prosit 2007
Der Stromgitarrist
 
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