Also entweder habe ich etwas überlesen oder hier wurden einem offenkundig unkundigen im Wohnungsbau vieles an Basis-Informationen enthalten, die hilfreich wären Entscheidungen zu verstehen, die ich teilweise auch für übertrieben halte.
Um das ganze mal aufzurollen, es soll Wohnraum geschaffen werden:
1 Wohnzimmer
1 Schlafzimmer
1 Arbeits/Gäste/(Enkel-)Kinderzimmer
evtl. ein Flur/Treppenraum
Die Anzahl von 35 Steckdosen für diese Raumkombination liegt im Bereich der Mindestausstattung der Planungsnorm RAL RG 678. In dieser Klasse wird die Aufteilung der Beleuchtungs- und Steckdosenstromkreise anhand der Wohnfläche vorgenommen, bis 50m² 3, 50-75m² 4 Stromkreise - von einer größeren Fläche, denke ich, reden wir hier nicht. Wenn es sich für einen Raum hier lohnt mehr als einen Stromkreis zu installieren ist dies vermutlich das Wohnzimmer, in dem ich die meisten Steckdosen und auch den größten Leistungsbedarf vermuten würde.
Schuko-Steckdosen sind bis 16A belastbar. Man sollte vorsichtig sein diese darunter abzusichern, da viele Hersteller von einer Standardabsicherung mit B16A ausgehen - manche PC-Netzteile und Staubsauger lassen einen B10-Automaten bedingungslos fliegen, auch wenn die Nennleistung darunter liegt. B13 gilt daher oft als Kompromiss. Die Absicherung mit C-Charakteristik ist ebenso möglich - hier ist die Anforderung an den Schleifenwiderstand aber doppelt so hoch wie bei B, weswegen hierauf besonders geachtet werden sollte - schlimm genug, dass B16-Automaten oft pauschal Verwendung finden ohne nachzumessen ob die Abschaltbedingungen überhaupt erfüllt werden können. Man verlässt sich zu sehr darauf, dass es meistens passt - meistens ist aber nicht immer.
Die Anzahl an Steckdosen je Stromkreis ist beliebig - theoretisch unendlich, begrenzt durch den entstehenden Schleifen- und Netzinnenwiderstand. Ganz einfach deswegen, weil die Anzahl an Steckdosen keine Relevanz hat, was daran letztendlich wirklich angeschlossen wird.
Die anzuschliessenden Geräte dürfen natürlich nicht die Leitung überlasten, viel filigraner wird aber immer mehr wieviel Elektronik zu erwarten ist. Viele elektronische Geräte erzeugen einen Ableitstrom. Manche nur 0,02mA, manche garnix - ganz wenige aber auch bis zu 2mA. Und da kommt jetzt wieder der vorgeschaltete FI zum tragen. Ein FI mit einem Differenzstrom von 30mA darf ab 15mA und muss spätestens bei 30mA auslösen. Wer die Dinger mal gemessen hat weiss, die meisten schalten unter 20mA bereits ab. Gehen wir davon aus du hast 7 Geräte, die 2mA Ableitstrom aufweisen - das sind 14mA. Gehe weiterhin davon aus du hast den besten FI der Welt, der bei 15mA abschaltet. Hängst du nun ein achtes Gerät dran mit einem solchen Ableitstrom fliegt der FI. Strom aus. Wir beschränken uns daher z.B. bei der Einrichtung von Büros darauf möglichst weniger als 7 Arbeitsplätze mit einem Stromkreis zu versorgen. So ein typischer Arbeitsplatz aus PC, Drucker, Monitor kommt i.d.R. auf 1-1,5mA Ableitstrom in der Summe. Im Wohnungsbau gehe ich derzeit von 0,3mA je Gerät aus. Wenn jedes Gerät eine Steckdose hätte, sollten nicht mehr als 50 Steckdosen an einem FI betrieben werden. Jetzt muss man noch auf die Ausstattung achten - ein Zimmer mit 4 Steckdosen wird vermutlich mittels Mehrfachsteckdosen mehr als 4 Geräte beinhalten, ein Raum mit 20 Steckdosen evtl. nur 10 weil man großzügig geplant hat. Das sind also keine fixen Werte und weiss Gott nicht jedes Gerät erzeugt überhaupt einen Ableitstrom. Aber man sollte mal darüber nachgedacht haben. Ich denke nicht, dass du mit 3 FIs ein Problem bekommst, die Erklärung soll nur dein und evtl. auch das Verständnis anderer erleuchten.
Wichtig ist immer der Werdegang vom Gerät zur Absicherung und anhand derer zur Leitung. Wenn du nicht weisst wieviel Leistung erforderlich ist, weisst du nicht womit du abzusichern hast und kannst nicht bestimmen was für eine Leitung erforderlich ist. In deinem Fall sind 3 Stromkreise mit B16A abgesichert eine Begrenzung, die wohl kaum überschritten wird. Damit im Falle eines Kurzschlusses aber auch nur der B16-LSS fällt und nicht die vorgeschaltete Schmelzsicherung musst du Selektiv bleiben. Dazu müsste man wieder die Widerstände des Netzes kennen, die du nicht kennst. Daher kann man wieder nur raten. Ich würde von einem unbeeinflussten Kurzschlusstrom von 2-3kA ausgehen. Um dabei zu den B16-Automaten Selektiv zu bleiben ist eine Vorsicherung von 50 (~2 kA) bzw. 63A (~2,9 kA) erforderlich. Bei einem Kurzschlusstrom von 1,3kA wäre eine 35A Schmelzsicherung ausreichend. Erst wenn du das definiert hast kannst die bestimmen, welche Leitung erforderlich ist. Zur Auswahl jeder Leitung ist immer von nöten: Vorsicherung, Länge, Leistung, Häufung, Verlegeart und Umgebungstemperatur. Ohne diese Angaben kannst du alles nur erraten.