Hallo zusammen,
vielen Dank für die bisherigen Antworten, allesamt sehr interessant!
Und genau solche Leute denken dank DQR jetzt, dass sie mit bestandener Meisterprüfung den gleichen Stoff durchgenommen haben wie Bachelor und jetzt direkt der Master kommt
Ich sehe den DQR-Qualifikationsrahmen tatsächlich auch problematisch. Meister-, Techniker- und Bachelorabschluss stehen im DQR-Qualifikationsrahmen auf der gleichen Stufe, obwohl die Anforderungen und Tätigkeitsbereiche völlig unterschiedlich sind. Ein Meisterlehrgang vermittelt mehr fachpraktische Inhalte, während der Techniker und auch das (Bachelor-)Studium vielmehr in die theoretische Richtung gehen. Auch die Unterteilung in ein Studium an der Universität oder Fachhochschule ist heutzutage nicht mehr so gegeben wie früher. Früher gab es ja z.B. den "Dipl.-Ing. (FH)" und den "Dipl.-Ing. Univ." und heutzutage schließt man an beiden Hochschultypen mit einem Bachelorabschluss ab. Man differenziert nur noch in einen "Bachelor of Sciene" ("B.Sc.", wird meist an Universitäten vergeben) und einen "Bachelor of Engineering" ("B.Eng.", wird meist an Fachhochschulen vergeben). Zwar wird der Fokus bei einem Universitätsstudium mehr in Richtung Wissenschaft und Theorie gelegt und an Fachhochschulen wird noch etwas mehr auf Praxisorientierung geachtet, allerdings sind die Unterschiede mittlerweile bei weitem nicht mehr so groß wie damals.
Interessant ist auch, dass man alleine mit dem Meisterzeugnis die allgemeine Hochschulreife erlangt und damit die Berechtigung erwirbt,
alle Studiengänge - sowohl an Fachhochschulen als auch an Universitäten - zu belegen. Je nach Bundesland und Hochschule benötigt man meist nur ein Beratungsgespräch. Selbstverständlich kann man auch Medizin mit dem Meisterzeugnis studieren. Man bewirbt sich dann mit der Note aus dem Meisterzeugnis um einen Studienplatz.
Ich beobachte allerdings auch, dass viele junge Leute nach dem Abitur zwar anfangen zu studieren, aber dann nach ein bis zwei Semestern wieder aufhören und eine Berufsausbildung beginnen. Bei mir selbst war es ähnlich. Ich habe Jura an einer Universität studiert, aber nach vier Semestern abgebrochen und dann eine Berufsausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik begonnen.
Das hat man in der DDR gelernt und auch die Grundlagen elektronischer Bauteile. Gab sogar das Fach Elektronik und BMSR Technik (Betriebs, Mess, Steuer und Regelungstechnik)
Ich wage mich sogar zu behaupten, dass das Bildungsniveau in der DDR im Durchschnitt besser war als in der BRD. Da die Polytechnische Oberschule die einzige Schulform war, musste sie (fast) jeder bis zur zehnten Klasse besuchen und dann eine Abschlussprüfung in vielen Fächern schreiben. Soweit ich weiß, wurde Wert auf eine breite Allgemeinbildung in allen möglichen Bereichen gelegt. Vor allem in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern ist das Niveau heute vergleichbar mit dem Unterricht des heutigen Gymnasiums. Später wurde auch die Möglichkeit eröffnet, die Polytechnische Oberschule nach der achten Klasse bereits zu verlassen und bestimmte Berufsausbildungen zu beginnen. Dies war aber nicht die Regel.
Auch die Berufsausbildung schien einen hohen Anspruch zu haben, was ich von Bekannten mitbekommen habe und was du in deinem Beitrag ja auch beschreibst.
Einen Elektroinstallateur findet man in der Industrie eher selten, wenn auch nicht ausgeschlossen, aber dort sind einfach andere Dinge gefragt.
Ein Elektroinstallateur hat weder mit Reglungstechnik noch mit Steuerungstechnik was zu tun.
Ich arbeite in einer Firma, die im Sondermaschinenbau tätig ist und mir ist aufgefallen, dass wir sehr viele Leute aus dem Handwerk haben, die früher Elektroinstallateur gelernt habe. Die verfügen meist über ein sehr großes Wissen aus sämtlichen Bereichen der Elektrotechnik. Vor allem heutzutage hat man ja auch im Handwerk immer mehr mit Netzwerk-, Kommunikations- und Smart Home-Technik zu tun.
Und das die IHK Prüfung auch nur Ansatzweise mit der von der HWK verglichen werden kann, kann ich ebenfalls verneinen. In Bayern ist die der HWK der der IHK um Längen überlegen. Aber Bayern ist im Bildungswesen leider nicht der Massstab.....
Ich kann hier auch nur von Bayern sprechen, aber ein Kollege, der im Prüfungsausschuss für die IHK tätig ist, konnte mir das bestätigen. Die Abschlussprüfungen für die Elektroniker für Betriebstechnik und Mechatroniker, die er bei der IHK betreut, sind um einiges einfacher als z.B. die Prüfungen für die Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik bei der HWK. Warum das so ist, weiß ich allerdings auch nicht. Mein Kollege meinte allerdings, dass man sich schon fast "anstrengen" müsste, wenn man heutzutage so eine Abschlussprüfung nicht bestehen will, weil in der Regel fast jeder durchkommt.
Grüße
Elektromeister1